Typ 1 Diabetiker  ≈  mein süßes Leben

Mein aktueller rtCGM-Sensor Dexcom G7

Im März 2023 wechselte ich vom Dexcom G6 zum G7 Sensor, der seit September 2022 auf dem deutschen Markt ist. Die ersten Exemplare waren schon etwas älter (produziert Sept. 2022) und hatten noch etliche Probleme. So konnte ich eine komplette Quartalslieferung (9 Sensoren) weder mit dem Lesegerät noch mit der Smartphone-App koppeln. Ich erhielt dann als Ersatz neuere Sensoren (produziert Mai 2023). Offensichtlich hatte Dexcom die zwischenzeitlich produzierten Sensoren wegen Problemen vom Markt genommen.
Diese aktuellen G7 Sensoren laufen wesentlich besser. Im Folgenden beschreibe ich die noch vorhandenen Schwächen und die Vorteile dieses Sensors.

Noch vorhandene Schwächen des Dexcom G7, der App und Wünsche an Dexcom:

1. Liegt man nachts auf dem Sensor, bekommt man z.T. fehlerhaft niedrige Messwerte und wird durch einen Alarm geweckt. Durch einen Blick auf die Verlaufskurve erkennt man aber solche von der Verlaufskurve stark nach unten abweichenden, Werte sofort, kann den Sensor entlasten (sich umdrehen) und weiterschlafen. Diese Druckempfindlichkeit des Sensors hat sich seit Aktualisierung des G7-Sensors Ende 2023 gebessert, sie ist aber noch nicht gänzlich verschwunden.

2. Die Kopplung des Sensors mit der App dauert manchmal etwas lang, während das Lesegerät den neuen Sensor sofort erkennt und koppelt. Die Bluetooth-Verbindung des Sensors insbesondere mit der App war am Anfang nicht sehr stabil. Seit der Aktualisierung des Sensors Ende 2023 ist dieses Problem jedoch behoben.

3. Bei mir zeigt die App zwischenzeitlich immer wieder einmal englische Begriffe an (Meal, Insulin dose, fast-acting, Save, Confirm, etc.), wobei Teile der Seite weiterhin deutsch angezeigt werden.

4. Dexcom verhindert Bildschirmausdrucke (Screenshots) innerhalb der App. Die Begründung ist Datenschutz. Das ist nicht nachvollziehbar, denn die Ausdrucke landen auf meinem Smartphone und sind somit nur von mir verwendbar. Mit dieser Begründung dürfte die App überhaupt keine Daten anzeigen, denn auch die könnte jemand anderes sehen. Also bleibt nur der Umweg über die Clarity-App, um einen entsprechende Ausdruck zu bekommen.

5. Es fehlt ein Watch-Face für Android (WearOS), das von Dexcom bereitgestellt wird und alle entsprechenden Smartwatches unterstützt.

6. Wer auf das jeweils neueste Smartphone und Betriebssystem (OS) Wert legt, der sollte sich vorher gut informieren, ob sein Smartphone mit dem entsprechenden OS schon mit der G7-App kompatibel ist (siehe: https://www.dexcom.com/de-DE/compatibility/select). Dexcom weist bei Nachfragen darauf hin, dass die App als Medizinprodukt erst ausführlich mit neuen Geräten und Betriebssystemen getestet werden muss, bevor sie freigegeben wird. Das ist einerseits beruhigend, andererseits aber auch nervend.
So hatte ich im Herbst 2023 zwei bis drei Monate Warnhinweise auf dem Smartphone, dass ich ein veraltetes und unsicheres Betriebssystem (Android 13) verwende, bis Dexcom die G7-App auch für Android 14 freigegeben hat und ich updaten konnte. Das ändert jedoch nichts an der Kritik, dass es aus Anwendersicht immer etwas zu lange dauert, bis Freigaben für neue Geräte oder Betriebssysteme erfolgen.

7. Im Vergleich zum G6 lässt sich der G7 noch nicht mit einer Insulinpumpe als AID-System nutzen (closed loop mit einer Insulinpumpe). Dies ist aber für mich nicht relevant, da ich keine Insulinpumpe verwende. Seit Januar 2024 wird auf der US-Website von Dexcom die Verbindung des Dexcom G7 Sensors mit der Tandem t:slim X2™ Insulinpumpe beworben [externer Link] und auf Youtube ist dazu ein kurzer Trailer zu sehen [externer Link]. Damit ist in Kürze auch die Einführung dieses AID-Systems in Deutschland zu erwarten.

Vorteile/Stärken des Dexcom G7

Die Vorteile des G7 überwiegen jedoch bei weitem (nicht unbedingt für Insulinpumpennutzer, aber bei einer ICT):

1. Kalibrierung des Sensors: Gibt es bei den Glukosewerten deutliche Unterschiede zwischen den mittels Blutzuckermessgerät ermittelten Werten und denen des neu gesetzten Sensors, kann man den Sensor kalibrieren. Dabei sollte man die Hinweise zur Kalibrierung beachten: stabiler Glukosewert (Trendpfeil seitwärts, also nicht direkt nach dem Essen oder einer Insulingabe) und Unterschiede von mindestens 20% der Messwerte.
Ich sehe ja beim Übergang vom alten auf den neuen Sensor (bei mir ca. 8 Stunden nach dem Setzen des neuen Sensors) direkt, ob Unterschiede in den gemessenen Glukosewerten vorhanden sind. Wenn ja, dann kontrolliere ich meinen BZ-Wert noch einmal mit dem Blutzuckermessgerät und kalibriere den Sensor, wenn dies nötig ist. Bei Bedarf wiederhole ich den Vorgang nach dem ersten Tag (nach ca. 24 Stunden) noch einmal. Danach vertraue ich dem Sensor.
Diese Kalibriermöglichkeit, die auch schon beim G6 vorhanden ist, fehlt bei den FSL-Modellen und war für mich daher ein Knockout-Kriterium.

2. Sehr genaue Messwerte: Nach dem ersten Tag und einer eventuell notwendigen Kalibrierung liefert der G7 bei mir sehr genaue Messwerte, die nur noch minimal von Kontrollmessungen mittels Blutzuckermessgerät abweichen. Dabei muss man berücksichtigen, dass auch die Blutzuckermessgeräte eine Messtoleranz von ± 10% haben.

3. Die vielfältigen Warnmöglichkeiten der Dexcom-Sensoren (siehe Seite: Warnmöglichkeiten bei Dexcom-Sensoren), die sich vom Umfang nicht zwischen G6 und G7 unterscheiden. Beim G7 kann man diese Warnmöglichkeiten jedoch individuell konfigurieren. So gibt es z.B. eine Verzögerungs- und Schlummerfunktion, bei Warungen vor hohen Steigungs- oder Fallraten lassen sich Glukosewerte angeben, ab denen die Warnungen gelten, und die Warntöne sind wesentlich angenehmer und damit anwenderfreundlicher geworden. Beispiel: Man kann die Warnung bei zu hohen oder zu niedrigen Werten um eine gewisse Zeit pausieren (Schlummerfunktion), die der Zeit entspricht, bis bei zu hohen Werten das Insulin wirkt oder bei zu niedrigen Werten die zugeführten Kohlehydrate in den Messwerten sichtbar werden. Man wird somit nicht mehr wie beim G6 nachts alle 5 Minuten geweckt, bis sich der Glukosewert wieder im Zielbereich befindet.

4. Das Lesegerät (Receiver) ist im Vergleich zum Lesegerät des G6 stark verbessert und informativer. Man kann sich jetzt die Glukosewerte in unterschiedlichen Zeitintervallen (3, 6, 12 oder 24 Stunden) grafisch anzeigen lassen. Die Batterie muss nur noch alle 2 Wochen aufgeladen werden.

5. Die Smartphone-App ist sehr praxisorientiert und bietet viele Informationen, die beim G6 nur über die zusätzliche externe Clarity-App (Zusammenfassung der Glukosewerte und Zeit im Zielbereich für jeweils 3, 7, 14, 30 oder 90 Tage) oder gar nicht (Insulindosis-Protokoll) abgerufen werden konnten. Auch hier gibt es die 3, 6, 12 oder 24 Stunden-Ansicht der Blutzuckerkurve, auch groß im Querformat. Durch Wischen über die Kurve erhält man alle gespeicherten Informationen angezeigt (Uhrzeit mit Blutzuckerwert, Insulingabe, Mahlzeit, körperliche Aktivität).

6. Kopplung mit App und Lesegerät parallel möglich (geht auch beim G6, jedoch nicht beim FSL 3): Die G7-App bietet mehr Informationen als das Lesegerät. Andererseits mag ich kein Smartphone am Bett, da es meinen Schlaf stören kann und nutze daher nachts nur das Lesegerät. Deshalb nutze ich sowohl die App als auch das Lesegerät.

7. Durchgehende Glukosedaten (keine Aufwärmzeit): Es gibt zwar nominell eine Aufwärmzeit von 30 Minuten, in der Praxis erhält man aber durchgehend Daten, denn der Sensor hat eine Laufzeit von 10 Tagen plus einer Verlängerungszeit von 12 Stunden und der neue Sensor wird schon beim Setzen aktiviert und nicht erst beim Koppeln (wie der G6 und die FSL-Modelle). Ich setze den neuen Sensor morgens, wenn der alte Sensor in seine Verlängerungszeit geht und kopple ihn dann am Abend mit dem Lesegerät und der App. Dann läuft der neue Sensor schon 8 bis 10 Stunden und der Körper hat sich schon an ihn gewöhnt, so dass der neue Sensor dann valide und verlässliche Daten liefert. Nach dem Wechsel sieht man in der App (Grafik) für die letzten Stunden die Kurven des alten und des neuen Sensors übereinander liegen und kann somit sofort beurteilen, ob die Werte des neuen Sensors von denen des alten abweichen. Wenn ja, kann eine Kalibrierung des Sensors nach den BZ-Werten eines Blutzuckermessgerätes sinnvoll sein.

Für mich auch wichtig: Ich hatte nie Probleme von Dexcom einen fehlerhaften Sensor ersetzt zu bekommen, auch wenn der Fehler oder Defekt erst am letzten Tag der Laufzeit auftrat. Einziges Manko, kurz nach der Einführung des G7-Sensors war die Hotline stark frequentiert. Man kann sich von dort aber zurückrufen lassen und muss nicht warten, bis ein Mitarbeiter frei ist. Bei meinem letzten Anruf wegen einer technischen Frage ging das wieder recht schnell.

Bei mir klebten die Sensoren (G6 und G7) 3,5 Jahre lang gut. Im November 2023 hatte ich zum ersten Mal die Situation, dass sich ein Sensor nach sieben Tagen gelöst hat. Ich hatte vorher schon bemerkt, dass ich beim An- und Ausziehen gelegentlich am Sensor hängen geblieben war. Es war somit zumindest auch teilweise meine Schuld, da ich das zusätzliche Pflaster, welches Dexcom jedem G7-Sensor beilegt, nicht benutzt habe. Seitdem nutze ich dieses Pflaster und hatte keinen abgefallenen Sensor mehr. Auch hier gab es keine Probleme, den Sensor von Dexcom ersetzt zu bekommen.

Auch nicht zu verachten ist die Tatsache, dass die gesetzliche Krankenkasse zwar Zuzahlungsbeträge bei der Bewilligung der Sensoren, der Transmitter (nur G6) und des Lesegerätes ausweisen, diese Beiträge bei mir aber bisher von Dexcom weder für den G6 noch für den G7 eingezogen worden sind.

Tipp: Da es naheliegt, am Tag des Sensorwechsels, den alten und den neuen Sensor einen halben Tag (bis zu 12 Stunden) parallel zu tragen, kann es vorkommen, dass man sich am Abend fragt, welches nun der alte, zu entfernende Sensor ist. Ich bringe beim Sensorwechsel den neuen Sensor am gegenüberliegenden Arm (Wechsel zwischen linkem und rechtem Arm) an und schreibe mir auf die Verpackung des Sensors dann immer links oder rechts und das Datum, an dem ich den Sensor gesetzt habe. So ist eine Verwechslung ausgeschlossen. Die Verpackung und den Applikator des aktuellen Sensors sollten Sie aufbewahren, denn bei Defekten will Dexcom die Produktionsdaten wissen (stehen außen auf der Verpackung) und lässt sich den alten Sensor sowie den Applikator zusenden (Fehlersuche und Qualitätskontrolle, kostenlose Retoure).

Aktuell (Okt. 2023) können Sie direkt auf der Website von Dexcom einen kostenlosen G7-Sensor zum Testen bekommen. Die Bedingungen dazu finden Sie auf: www.dexcom.com/de-DE/g7-dtc-dexcom-join-program.
Auch die Firma Abbott bietet einen kostenlosen Testsensor des FSL 3 an: https://fsl3.freestyle.abbott/de-de/fragebogen.html
Ich bin ein Erfahrungsmensch: Nur das, was ich selbst an mir ausprobiert habe, kann ich auch beurteilen. Deshalb empfehle ich jedem, der bisher keinen Sensor nutzt oder den Sensor der anderen Marke nutzt, die entsprechenden Sensoren einmal auszuprobieren.

siehe auch:

Warnmöglichkeiten beim Dexcom G7

Auswertungen mit der Clarity-App

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